Samstag, 22. Oktober 2016

Inmitten von undefinierbaren Bands : Cardinals Session Festival III

Ist es möglich, einen Beitrag komplett ohne Bilder zu gestalten?

Selbstverständlich kann man sagen "Die war einfach zu dumm, um richtig gute Bilder hinzubekommen." Unrecht habt ihr nicht. Mit den anderen Fotografen und meiner Anfängerkamera mitzuhalten, Notizen zu machen, die Musik zu genießen - all das ist als unprofessionelle Bloggerin schon schwer. Klar könnte ich hier schlecht fotografierte Bilder einfügen. Oder ich könnte mein Bestes geben, euch die Geschehnisse so detailreich wie möglich zu erzählen, sodass ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen könnt! Wer braucht schlechte Bilder, die nicht mal ansatzweise an die Schönheit der an der Wand tanzenden Lichter heran kommen könnten, oder an das Gefühl an fremde Menschen gedrückt zu sein, und mit ihnen zusammen im gleichen Takt nach rechts und nach links zu wiegen.

Am 21.10.2016 war ich zum zweiten Mal in diesem Jahr auf dem Cardinal Sessions Festival im Gebäude 9 zu Gast. Im Mai besuchte ich schon dieses einzigartige Festival und schrieb eine Kleinigkeit darüber. Das Cardinal Sessions Festival ist ein Abend, an dem musikalische Diversität aufeinandertrifft.

"Ätna" eröffnete das Cardinal Sessions Festival III im Gebäude 9. Das Duo, bestehend aus Inéz & Demian Kappenstein, nahm Platz auf der kleinen Bühne im Vorraum des Gebäude 9. Mehr und mehr Leute strömten nacheinander in den kleinen Raum und bald schon setzten sich die ersten Reihen hin, damit jeder den Anblick der beiden, vollkommen in ihrer Musik verlorenen, multi-tasking-fähigen Musiker genießen konnte. Ätna überzeugt durch Außergewöhnlichkeit und Idividualität, und wenn man die Augen schließt, würde man meinen auf der Bühne befinden sich 1000 Musiker, doch es waren nur zwei. Etwas vergleichbares hört man kaum. 
Mit sympatischen, kleinen Ansprachen zwischen den Liedern bereiteten uns die beiden auf die folgenden Lieder vor. Wenn Leute einem nicht mit Liebe begegnen, sollte man genau das tun, und sie mit Liebe überschütten. Mit diesen Worten leitete Inéz das für Sabrina gewidmete Lied ein. Ein Ballade-ähnliches trauriges Liebeslied ist ja schon unausgesprochene Pflicht und auch da enttäuschte Ätna nicht. Während des Singen verschwand der Blick der Sängerin irgendwo im Publikum und unpassend wurden wir zum Aufstehen aufgefordert. Gerade bei einem langsamen, herzzerreißend schönem Lied, welches jedes Herz Liebeskummer spüren ließ - unabhängig davon, ob man schon mal verliebt war. So versperrten wir nun den hinteren Reihen sie Sicht Zwischenzeitlich kamen einzelne technische Probleme auf und wegen Vergessen eines Kabels konnte ein Lied anscheinend nicht wie geplant gespielt werden, aber Ätna war die perfekte Entscheidung zum Einstieg in die Cardinal Sessions. Flinke Finger, die von rechts nach links wanderten, eine emotionale Stimme und Harmonie zwischen dem Duo machte den Auftritt sehr angenehm. Und so überzeugend, dass ich nach dem Auftritt direkt raus zum Merchstand lief, und mir die EP kaufte. 
Ein paar Unterschiede zum letzten Mal. Als ich im Mai das Cardinals Session Festival II besuchte, wurden keine Waffeln verkauft. Diesmal schon. Dies ist definitiv eine sehr gute Steigerung. Der "
Bunte-Burger"-Foodtruck war wieder anwesend und auf der Speisekarte standen diesmal normale Pommes, anstatt Süßkartoffelpommes, wieder ein Burger konnte gekauft werden und zusätzlich noch einen Hot-Dog mit Röstzwiebeln.

Weiter ging es mit "Flyying Colours", extra angereist aus Australien. Dafür begaben wir uns in die größere Konzerthalle hinter der Bar.  Nach den etwas ruhigeren Sounds von "Ätna" war "Flyying Colours" ein perfekter Kontrast! Die vier Mitglieder wussten, wie sie aufeinander aufbauen konnten und die E-Gitarre hörte man schon beim Soundcheck. Eine E-Gitarre kann nie laut genug sein. Möglicherweise lag es an den fließenden Übergängen der Lieder, an den mitreißenden, lauten Klängen, daran dass wir etwas zu spät in den Saal kamen, da wir uns was zu essen geholt hatten, jedoch fühlte es sich an, als hätten sie zu kurz gespielt. Als ihnen dann gesagt wurde, dass sie nur noch 2 Minuten spielen durften, wurde noch einmal alles gegeben, und falls jemand komplett zu spät kam, war es auch möglich, in diesen 2 Minuten von der Band mitgerissen zu werden. 
Nachdem unsere Ohren noch etwas klingelten, quetschten wir uns wieder mit viel zu vielen Menschen in den kleinen Vorraum, um einen einzigen Mann auf der leer geräumten Bühne zu sehen. "Fai Baba", wessen Stimme ungewöhnlich unpassend zu seinem äußeren Erscheinungsbild passte. Mit nur einem Instrument, und doch den Klang von so vielen und seiner beruhigenden Stimme kämpfte der gebürtige Züricher gegen den konstanten Lärmpegel an. Fast schon respektlos und dreist wurde nicht aufgehört zu reden. In dem kleinen Raum schallte es leider von jeder Seite, zudem standen viel zu viele Menschen drin. Da hört es sich schon mal lauter an, als es eigentlich ist. Trotz alledem auch Fai Baba war eine gute Wahl an diesem Abend, vor allem nach dem vollkommen anderen Sound von "Flyying Colours". Es hatte alles eine etwas nostalgische Wohnzimmerkonzertstimmung. Mit nur einem Instrument schaffte er es so viel Melodie zu erzeugen. Wahrhaftig talentiert.
Wieder in die größere Halle hieß es nun für uns. 
"Phoria", hieß der nächste Akt. Eine komplett dunkle Bühnen begrüßte uns, als nach dem Aufbau die nächste Band anfing. Nur der "cardinal sessions" Schriftzug war hell erleuchtet. Das tollste, was einem bei einem Konzert passieren konnte, ist dass die Musiker komplett verloren in ihren Liedern sind. Und das waren die Mitglieder von "Phoria" ihren kompletten Auftritt über. Und wie verrückt und in voller Ekstase drückten sie irgendwelche Knöpfe. Selten sah ich an einem Abend so viele Technologie-dominierende Bands. Ob dies nun Absicht war oder nicht, jede einzelne Band und das Gesamtpaket des Cardinal Session Festivals III bleibt auf jeden Fall stark im Gedächtnis. Zudem liebe ich es, wenn die Lichtershow auf der Bühne zu der Musik perfekt passt. Und nach und nach erstrahlte die Bühne in blau, orange und grün. Die einzelnen Lieder mit einem Wort zu beschreiben ist ziemlich schwer, aber wenn ich mir eins aussuchen müsste, wäre es episch. Vor einem Song stimmten zwei Mitglieder der Band  harmonisch singend den folgenden Song an und der Blick des Sängers erfüllte sich mit Emotionen, welche ihn erst einmal einatmen ließen. Fast direkt vor der Bühne zu stehen, die teilweise geschlossenen , teilweise auf die Musiker fixierten Augen des Publikums, all das erweckte den Eindruck, als stünden wir einem Kampf hervor und "Phoria" gaben uns Kraft und Mut. 

Von Lichterketten und auseinander fallenden, von Stickern zusammen gehaltenen, Wänden umzingelt standen wir wieder aneinandergepresst, vor der kleinen Bühne in dem Vorraum im Gebäude 9, um den nächsten Künstler zu sehen. "Pomme", also Apfel nennt sich die Französin. Und gestern merkte ich, dass Perfektion an einem Konzertabend ist, eine Französin gekleidet im Stil der 70ger Jahre mit ihrer Akustikgitarre bewaffnet und gesegnet mit einer himmlisch weichen Stimme, dabei zu haben. Nicht nur wollten wir alle französisch können, um ihre Singer/Songwriter Musik vom Feinsten zu verstehen, sondern überzeugte sie auch durch ihre sympatische, etwas tollpatschige Art. 


Wieder zurück in die größere Halle ging es für uns, um "Faber", den einzig deutsch-singenden Künstler an diesem Abend zu sehen. Anfangs spielten sie eine etwas ruhigere Melodie, doch auf ein Zeichen wurde es plötzlich, überraschenderweise lauter. "So laut wie es mit Akustikinstrumenten geht", beschreiben sie sich selbst, und bessere Worte hätte ich nicht finden können. Mit nur 3 Personen auf der Bühne und 4 Instrumenten schafften sie etwas, was kein anderer Künstler an diesem Abend schaffte - den kompletten Saal zum tanzen zu bringen. Die mitreißenden, rhythmischen Lieder gepaart mit der einzigartigen Stimme vom Sänger brachte die Atmosphäre im Publikum zum Höhepunkt. Ob es nur an der fühlbaren Euphorie der Band auf der Bühne lag, oder dass neben, vor und hinter mir jedes einzelne Lied mitgesungen wurde und somit ein konstanter Hintergrundgesang entstand, ich bereute es schon wieder an diesem Abend, nichts von den Künstlern vorher gehört zu haben. 

Andere Hintergrundgeräusche begleiteten den ganz in schwarz gekleideten Schweizer mit den gepunkteten Socken, als er alleine auf der Bühne ein langsames Lied spielte - und zwar dauerhaftes Geplapper. Selbstverständlich ist es normal, dass die Geräuschkulisse nicht immer perfekt ist auf Konzerten und sich viele unterhalten. Schade, dass keiner die Möglichkeit gesehen hatte, in den Vorraum zu gehen und sich dort in aller Ruhe zu unterhalten. Ehrlich, Schade. Mit "Pomme" hatten wir eine kleine Art "Kulturbruch", mit ihren französischen Texten und "Faber" überzeugte zudem auch noch in italienisch und spanisch. Wir fragten uns alle worum es in diesen Liedern geht, auch wenn man kleine Worte wie "corazon" heraushörte. Ganz besonders fragten wir uns, wovon das italienische Lied handelte. Ab und zu hörte man bekannte Worte heraus wie "della amore", aber der Grund weswegen wir uns diese Frage stellten, war die kleine Performance, die uns geboten wurde. Detailreich werde ich euch gar nicht erklären, was genau passiert ist, bloß dass sich Sänger und Gitarrist sehr nah gekommen sind. Nachdem der Applaus nach seinem letzten Lied nicht enden wollte, kam "Faber" wieder auf die Bühne und beendete seinen Auftritt mit den Worten "Wählt nicht die AFD" und dem Lied "Wer nicht schwimmen kann, der taucht."
Zum Schluss nahmen "Leoniden" die Bühne ein. Eine Jägermeisterflasche während des Auftritts rumreichend, auf der Bühne rumspringend, laut und ins Publikum tanzend, brachten "Leoniden" das Cardinal Sessions Festival III zu einem perfekten Ende. Zwischen den Liedern beinhalteten die Ansprachen gefühlte 100 "Dankeschön"s, an die Cardinal Sessions, an das Publikum, an die anwesenden Kölner-Schlafplatz-Anbieter.Mit sehr vielen Micdrops, einen zum Tanzen bringenden Rhythmus, energievollen und kontrollierten Umgang mit den Instrumenten und Sounds, welche mein kleines Punkherz schneller schlagen ließ, nahmen sie das Publikum komplett in ihre Musik ein. Wenn sogar der Fotograf die Kamera sinken lässt und mittanzt, weiß man, man hat was richtig gemacht. Genau aus diesem Grund bin ich auch nicht dazu gekommen, viele Notizen zu machen. Leider war es an diesem Abend nicht möglich, die EP zu kaufen, aus der sie sehr viele Lieder gespielt hatten, jedoch kommt im 2017 eine CD raus! Also ein Grund zur Vorfreude!

Das Besondere war, dass auf Nachfrage hin, sich viele Bands nie wirklich einem Genre zuordnen konnten oder wollten. Denn ist es, vor allem heutzutage, nicht eher was vorteilhafteres sich als Musiker immer neu erfinden zu können, seine Fans mit einer einzigartigen Mischung von Genren auf dem Album überraschen zu können, neues ausprobieren können? Ich war positiv überrascht von den Antworten der verschiedenen Bands, denn obwohl alle eigen, individuell und anders waren, hatten sie alle doch etwas gemeinsam. Alle überraschten mich positiv. Es war teils Schicksal, teils meine Unwissenheit, dass ich keine der Musiker kannte und so dachte ich mir, höre ich mir sie vorher nicht an. Sondern ließ ich mich vollkommen vom ersten Eindruck überzeugen. 

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Und alle tranken Grevensteiner

Was ist typisch belgisch?

Waffeln, Fritten, Schokolade und Bier sagt der typische Kölner Student. Nungut, von den verschiedenen Essensmöglichkeiten haben wir nicht viel gesehen. Dafür aber umso mehr belgisches Bier als wir am Samstag, den 14.10.16 im belgischen Viertel unterwegs waren. Dort fand "Le Tour Belgique" statt. Unter der "Le Tour Belgique" kann man sich ein Ereignis vorstellen, wo kunterbunte, individuelle, verschiedene Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen auf nicht so unüblichen Bühnen stattfinden.

Das belgische Viertel erstreckt sich über die Aachener Straße weiter über den Hohenzollernring, über die Erftstraße und die Venloer Straße. Der Mittelpunkt ist geografisch zwar nicht der Brüsseler Platz, jedoch kann man ihn schon als Herz des belgischen Viertels sehen. Meine Reise in die belgische Atmosphäre begann im Hochhaus, normalerweise ein Büro, am Samstag doch Ausstellungsort von "one love cologne". Auch wenn die individuellen Tshirts jedes Kölner-Herz höher schlagen lassen, besuchte ich diesen Ort wegen eines anderen Grunds. Lucie Licht, die Wahklkölnerin mit dem Lockenkopf und der unglaublichen Stimme! Zusammen mit Nicolai Brandenburger und Jonas Moers positionierte sich die Musikerin inmitten des Büros und ein kleiner Halbmond formte sich um sie. 


Wer Lucie Licht schon einmal live erlebt hat weiß, dass ihre Lieder rockig sind, laut und einfach direkt im Kopf bleiben. Diese Lieder nun akustisch mit nur zwei Gitarren begleitet zu hören ließen sie normalerweise zum Tanzen anregenden Lieder einen im Takt wiegen, und klangen schon fast "schnulzig". Sympatische Ansprachen zwischen den Songs, kombiniert mit der Debütsingle "Alles läuft", das Klatschen im Takt, und das zusammen gewürfelte sorgten für ein einzigartiges Konzertgefühl. Manche Künster brauchen einfach keine Bühne. Nicht nur Lucie Licht sah ich an diesem Tag im belgischen Viertel auftreten, sondern auch Björnson Bear und T.S. Steel. 
Vollgepackt im Magazine 2 stand T.S. Steel in einer Ecke umzingelt von so vielen Menschen, dass ab und zu nur Umrisse des Huts erkennbar waren. Leider haben wir während eines Bieres die Zeit vergessen und kamen so etwas zu spät zum Ort des Geschehens.

Auf die Zehenspitzen gestellt konnten wir dann doch was erkennen, aber nicht dass der Blick auf den Künstler bei jemandem wie T.S. Steel wichtig wäre, da seine außergewöhnliche Stimme vollkommen ausreicht.

Dank dem permanenten Geflüster hinter uns hörten wir dann doch nicht so viel und so verließen wir das Magazine 2 schon nach ein paar Minuten, um wenigstens bei dem nächsten anstehenden Künstler weiter vorne zu stehen. Also liefen wir zurück zum Brüsseler und ins Magazine Populaire, welches noch keine Anzeichen des folgenden Konzerts zeigte. Besucher liefen rum, schauten sich überteuerte Kleidungsstücke an, welche ausgelegt auf Tischen neben Kastanien lagen. Selbstverständlich hat das belgische Viertel einen bestimmten Charme, so wie viele Kölner Viertel. Jedoch kann man nicht gegen argumentieren, dass in den letzten Jahren die Leichtigkeit, die Kreativität und Individualität des Belgischen Viertels für hauptsächlich kommerzielle Zwecke Platz gemacht hat.

Björnson Bear traten um 19.30 im Magazine Populaire auf, und hatten mit Abstand den besten Soundcheck den ich je miterleben durfte. Einfach drauf los, aber trotzdem harmonisch und kontrolliert spielten die 4 Jungs und irgendwelche Worte wurden passend zum Soundcheck gesungen.  Die außergewöhnliche Stimme und die dominierenden Melodien lockten Menschen vom Brüsseler Platz in den kleinen Laden und immer 
mehr Menschen kamen in den Laden. Bald standen wir schon nah aneinander gepresst und wippten anfangs, später tanzten wir alle mit. Was anderes bleibt bei der Musik und vor allem dem lebhaften Auftritt von Björnson Bear gar nicht anders übrig. Wir sangen mit, ein Hut für Spenden wurde rumgereicht, Hitze staute sich, die Tür wurde immer wieder geschlossen, was wir alle hinterfragten. Viele verschiedene Genren findet man in der Musik von Björnson Bear, sie beschreiben sich als "Handgemacht, Pur, Authentisch und Echt". Aber alle Lieder haben eine Gemeinsamkeit, unabhängig vom Genrenmix - Ohrwürmer, gespielt mit Lebensfreude, Intensität und Talent. Ich überhörte wie neben mir erwähnt wurde, dass die Songs perfekt für den Soundtrack eines Quentin Tarantino Films wären und gleich darauf konnte ich den Gedanken nicht mehr ablegen, denn sie hatten so Recht! Und weil das Publikum begeistert war, die Stimmung auf dem Höhepunkt, die Band nicht mehr aufhören wollte, wurden Zugaben gespielt! Als die Band dann schließlich doch aufhörte, teilte sich das Publikum in die mit Geld gezückten die sich zur Band vordrängten und die, die Luft suchend nach draußen hechteten. 
Danach blieb einem noch die Möglichkeit sich ein Bier zu holen und sich einfach am Brüsseler Platz auf eine der Bänke zu setzen, oder in eine der unzähligen Bars zu gehen, wenn man natürlich noch einen Platz gefunden hat und den Abend ausklingen zu lassen. Oder erst richtig zu beginnen! Und wenn ihr anderweitig beschäftigt wart, öffnen die Inhaber nächstes Jahr wieder ihre Türen für Künstler und Besucher. 

Greets from Melli

PS: Die Bilder sind teilweise von meinem Handy und teilweise von Konzertsucht!

Montag, 10. Oktober 2016

"Verdammt, die Welt ist bunt!"

Hinter der S-Bahn Station "Bahnhof Ehrenfeld" trafen sich am 08.10.2016 die verschiedensten Menschen am "YUCA", um das Release-Konzert des 2. Albums von "Und wieder Oktober" zu feiern. Das durch Crowdfunding finanzierte Projekt dauerte knapp 2 Jahre und wurde zusammen im großen Stil mit "Meine Zeit" und "Samuel Breuer" präsentiert. Schon in der Schlange konnte man erkennen, dass jeder irgendwie jeden kannte, obwohl das Publikum nicht unterschiedlicher hätte sein können. Aber macht das ein Ereignis nicht besonderer? Nachdem unsere Namen am Einlass abgestrichen wurden und unsere Handgelenke einen Stempel bekamen rannten wir schon fast den kleinen Weg ins YUCA, da die erste Supportband, "Meine Zeit" schon spielte! Wünschenswert wäre gewesen, dass, obwohl Einlass eine halbe Stunde vor Beginn der Show war, alles etwas zu beschleunigen, da wir somit leider den Anfang verpassten. Ihre Aufgabe als Vorband erfüllte die deutsche Rock-Pop-Band mit Bravour. Wir alle wünschten Frontmann Daniel Gilberg gute Besserung der Dank dem angekommenem Herbst gesundheitlich nicht vollkommen intakt war. Neben dem Gitarristen und Sänger fand man noch Sebastian Kuck an den Keys, Tilo Hellmann am Schlagzeug und Moritz Hippich am Bass vor. Sich selbst bezeichneten sie als "hübsche und mit schönen Stimmen gesegneten Männern", hinzufügend mit dem Talent am frühen
Abend das Publikum zum mitmachen zu bewegen und in Stimmung für die Folgeband zu bringen. Zum Abschluss spielten "Meine Zeit" ihr bekanntestes Lied"Aquamarin", welches auf Youtube schon über 30.000 Klicks hat. Passend dazu erstrahlte die Bühne in den verschiedensten Blautönen und jeder fühlte sich etwas wie das Mädchen aus dem Lied.
An dieser Stelle das größte Kompliment an den Lichttechniker, denn wenn das Licht stimmt, intensiviert sich der Auftritt und bei jeder einzelnden Band und bei jedem einzelnen Lied stimmte das Licht. 
Als nächstes nahm "Samuel Breuer" und Band die Bühne ein. Nach dem rockigen Sound von "Meine Zeit" erwartete man eine etwas ruhigere Stimmung mit dem Singer/Songwriter aus Bonn, jedoch mit Sven Hildebrand am Schlagzeug, Thomas Raatz an der E-Gitarre und Pierre Pihl als Gast am Bass, brachten sie auch den letzten an der Bar lehnenden, am Bierchen nuckelnden Menschen zum tanzen. Wie von der  Band gewohnt, wurde am Anfang wieder eine CD verschenkt, #LiebeindieWelt Sticker verteilt und ein Handy rumgereicht, um sich für den Email-Verteiler einzutragen.
Mit dem aus der Ep bekannten Lied "Aachener Weiher" startete der zweite Support an diesem Abend. Die Mitmachparts der zwei Mitmachlieder "Doppelhundeleben" und "Jedes Jahr" lernte das Publikum ganz schnell, und mit den zusätzlichen Stimmen aus dem Publikum entstand eine persönliche Bindung zwischen Band und Publikum.

Und wieso genau ist es eine Besonderheit Streichinstrumente in einer Band zu haben? "Und wieder Oktober" haben's richtig gemacht und haben sogar zwei Streichinstrumente , Leona Püschel am Chello und Rike Müller an der Geige, zwischenzeitlich tauschte sie dies gegen ein Bass ein. Nicht allein bringen diese Instrumente einzeln schon außergewöhnlich schöne und intensive Klänge

hervor, doch in Kombination mit Sarah Kulawik am Klavier und Gesang, Marc Frensch als Frontmann am Gesang, an der Gitarre und am Piano, Simon Greif am Schlagzeug und Percussion, und Louis Post am Bass entstand eine unglaubliche Bühnenpräsenz. "Und wieder Oktober" beschreiben sich selbst als teilweise melancholischen, teilweise lebensfrohen Herbstsound, und passend zum Release-Konzert war der Abend der perfekte Herbstabend. 
Als "Und wieder Oktober" dann endlich anfingen, füllte sich das Publikum noch mal um einiges und aus dem Nichts erschienen eine handvoll Fotografen, welche aber schon nach ein paar Minuten wieder verschwanden. Schade für sie, denn so verpassten sie die grandiose Show von "Und wieder Oktober". Während das Publikum geduldig und auch wieder nicht auf die letzte Band an diesem Abend wartete, verdunkelte sich die Bühne erst einmal. Und in der Stille die darauf folgte konnte man nichts anderes tun, als die Augen zu schließen und die Klänge der einzelnen Instrumente regelrecht zu fühlen, welche nach und nach anfingen zu spielen. Wenn man die Augen öffnete, konnte man sehen, dass der Rest der Bühne noch komplett schwarz war und nach und nach die jeweiligen Musiker an ihren Instrumenten angestrahlt wurden als diese anfingen zu  spielen. Es hatte was wahrhaftig magisches; "Und wieder Oktober" wissen auf jeden Fall, wie man ein Konzertintro gestaltet. Besonders machte dieses Konzert viele Dinge; dass gefühlt das komplette Publikum mittanzte und mitsang, dass Plakate hochgehalten wurden, dass Louis Post einmal durch komplette Publikum "stage gedived" ist, vor allem aber die kleine Akustik-Session. Zwischendurch legten die Mitglieder von "Und wieder Oktober" ihre Instrumente nieder und schnappten sich aus dem Backstagebereich Akustikinstrumente, während Marc Frensch die Geschichte erzählte, wie das folgende Lied zusammen mit einem Mann entstand, welcher einfach zu ihnen in die Jam Session gestoßen ist. Und so öffnete sich ein Kreis in der Mitte des Publikums und hörten den vergleichsweise leisen Klängen und Stimmen von "Und wieder Oktober". Natürlich wurden wir wieder dazu animiert mitzumachen und so sangen wir alle die Worte im Refrain, die der betrunkene Flaschensammler Olef geschrieben hatte.

Ein mikroskopisch kleiner Kritikpunkt wäre möglicherweise, dass zwischenzeitlich Probleme mit der Technik aufkamen und ein mystischer "Klick" fehlte. Da jedoch die Mehrheit des Publikums noch nicht mal wusste, was ein "Klick" ist, hätte man sich professionell unprofessionell einfach drauf los spielen können. Denn ob man sich dann mal verspielt oder nicht, sicher wäre gewesen, dass das Talent der Mitglieder von "Und wieder Oktober" das Fehlen des "Klicks" definitiv wieder ausgeglichen hätten. Der

Abend endete natürlich nicht ohne die Debütsingle aus dem gleichnamigen Album zu spielen und so beendete "Und wieder Oktober" ihr Release-Konzert mit "Könige der Stadt". Jeder der Köln auch nur ansatzweise als Heimatstadt schätzt wird sich schon beim ersten Reinhören in dieses Lied verlieben. Es hat die perfekte Mischung aus Zeilen, die zum Ohrwurm anregen, Momente, in denen die Streichinstrumente dominieren, Harmonie der Instrumente generell, Ausdrucksstärke
und Wiedererkennungswert.
Und als wäre Atmosphäre, die Stimmung im Publikum, die fühlbare Begeisterung der Musiker nicht genug, fiel im perfekten Moment silbernes Konfetti auf uns runter. 



Das Zitat "Verdammt die Welt ist bunt!" stammt aus dem Lied "Schwarz oder Weiß" aus dem ersten Album von "Und wieder Oktober". Auch wenn ein Zitat aus dem 2. Album passender wäre, da dies Release gefeiert hat, fand ich dieses Zitat sehr ausdrucksstark und hauptsächlich habe ich es aus persönlichem Interesse gewählt. Denn die Welt ist bunt. Und genauso wie die Welt in allen Farben des Regenbogens lebt, war das Release-

Konzert einfach nur bunt. Individuelle Bands, ob rockig, akustisch oder melancholisch. Individuelle Menschen im Publikum,  ob Freunde, Familie, jahrelang begleitende Fans oder Glückskinder, welche mitgeschleppt wurden. Es war einfach sehr bunt. 


PS: Wer den Abend nicht mit 5 neuen CDs verlassen hat, wie ich, hat was falsch gemacht.


PPS: Die unglaublichen Fotos sind natürlich wieder von Konzertsucht geschossen worden!