Montag, 5. Dezember 2016

antike Lampenschirme und bunte Musik

Lieber Freund, 
ich weiß nicht, ob du schon mal auf einem Konzert warst, von lokalen Kölner Bands, mit strahlenden Lichtern, alten, fast antiken Lampenschirmen an den Fenstern, in einem umfunktionierten Bunker umgeben von nebelbedeckten Straßen, mit Freunden, Fremden, Schildern und viel Bier? Und Musik, die deinen Brustkorb erfüllt und alles etwas intensiver werden lässt, und dich den Abend nochmal erleben lassen hofft? 
Am Samstagabend war ich im Kulturbunker in Köln Mülheim, denn dort feierte "Björn Bergener" seine EP-Release-Party, sah mir drei bemerkenswerte Bands an, schleppte eine Freundin mit, die diese noch nie vorher gesehen hatte und habe die wohl schönsten Lampenschirme gesehen. 


Und Vicki, welche noch nie etwas von den Bands vorher gehört hatte, welche nur mitgekommen war, weil ich so begeistert von den Bands im Voraus geredet habe, war beeindruckt von der Ehrlichkeit der Texte, der poetischen Ader, der Freude mit der die Musiker auf der Bühne standen. Mitsingend, leicht mit wippend im leereren und dennoch zugleich gefüllten Publikum, nachdem wir lange auf unser Bier warten mussten, da anscheinend nur eine Bedienung da war. "Und wieder Oktober" eröffnete den Abend und das letzte mal hatte ich die Band im Oktober bei ihrem Release-Konzert gesehen. Die normalerweise sehr facettenreichen Songs in Akustik zu hören, die normalerweise größere Band zu dritt zu sehen, war der perfekte Einstieg in den Abend. "Und wieder Oktober" hatte eine Art miteinander zu harmonieren, sei es mit 6, 7 oder 3 Mitgliedern auf der Bühne, wie es nur wenige Bands wussten. In dieser Akustikformation, auf der kleinen Bühne an die rechte Seite gerückt, eröffneten (halb) "Und wieder Oktober" den Abend, mit einer Geige bewaffnet, einem Keyboard, einer Akustikgitarre und zwischenzeitlich einer Trommel. Gerade diese Akustikversionen der Lieder, welche sonst mit verschiedenen Instrumenten gespielt werden, sollte man in Ruhe, aufmerksam in sich aufnehmen. Vicki und ich und ein paar andere aus den ersten Reihen taten dies auch. Doch leider merkte man, dass die Mehrheit der Menschen im Publikum nicht typische Konzertgänger waren. Eher Freunde, Familie, mitgeschleppte Wesen wie Vicki, welche hauptsächlich wegen des letzten Musikers da waren. Ich nehme mal an, das war der Grund, weswegen konstant gegen einen Lärmpegel gespielt werden musste, welcher so laut war, dass man zwischenzeitlich in der 1. Reihe Probleme hatte, alles wirklich zu verstehen. Neben "Und wieder Oktober" hatte "Björn Bergener" als offiziellen Support für seine EP-Release-Party auch "Juri" dabei.
"Juri" ist eine kleine Berühmtheit in Köln, könnte man meinen. Versuchen den Auftritt zu beschreiben wäre anfangs leicht. Man würde Worte benutzen wie lebensfroh, authentisch, gute Laune-Musik. Zu dritt, mit einem Gitarristen und Bassisten in einem, wahren, klaren Worte und einer lebhaften, elektrisierenden Art auf der Bühne, brachte uns "Juri" zum tanzen. Naja, vermutlich die vorderen Reihen, denn von hinten kam noch immer nerviges, konstantes Gerede.
Leider half es sehr wenig, dass Juri von "Juri" zweimal um mehr Ruhe bat, da viele Menschen um hinteren Teil des Raums immer weiter redeten. Zum Schluss spielten sie noch ihr wohl bekanntes Lied und endeten alles mit einem individuellen Klatschrythmus. Ich glaube, das hätte dir Spaß gemacht, denn genau wie ich liebst du Lieder die einen zum tanzen bringen, dessen Texte man mitsingen kann, welche jedoch immer noch etwas individuelles haben.
Bevor der "Hauptact" an diesem Abend auftrat, und nach einer langen Umbaupause, setzte sich ein Mädchen auf die Bühne, in weißen Mantel und mit einer Gitarre bewaffnet und wartete bis die Technik soweit war, um loszulegen. Als Björns kleine Schwester ist sie uns vorgestellt worden, und als letzter Voract sang sie "Stay" von Rihanna. Neben der Tatsache, dass das Publikum größtenteils endlich ruhig war und respektvoll zuhörte, wirkte dieser kleine, letzte Auftritt vor "Björn Bergener" beruhigend nach den aufbrausenden Liedern von "Juri". Wir entspannten uns alle und lauschten der klaren Stimme.  
Und als wäre das Schicksal gegen ihn, tauchten aus jedem Eckchen technische Probleme auf, und nach dem diese gelöst wurden, tauchten neue auf, doch im Endeffekt stand auch "Björn Bergener" mit seiner Band auf der Bühne. Und das Publikum wurde voller, rückte nach vorne und so stellten wir uns etwas weiter nach hinten, wo man atmen konnte. Es war ein Mix aus "Wir haben so viel Energie, so viel Lebensfreude, so viel Spaß" und "dies ist unser Release-Konzert also spielen wir wild drauf los, unkontrolliert, begeistert, etwas unerfahren und enthusiastisch". Im Publikum neben ganz klaren Freunden, Plakaten hochhaltende Menschen, den anderen Musikern, lauschte man der Musik und spürte die Lebendigkeit des Auftritts bis in die hinteren Reihen.
Und als die letzten Akkorde erklangen, als der Applaus endete, begann auch schon wieder Musik aus den Boxen zu dröhnen, und als hätten alle drauf gewartet, fing das komplette Publikum an zu tanzen und die Aftershowparty begann. Und die Musiker traf man draußen am Merchtisch, und CDs wurden verkauft und Bilder wurden in der wohl coolsten Fotokabine der Welt gemacht. Und wie die Eintrittskarte, der Hintergrund der Fotos von der Fotokabine und die Musik an diesem Abend war der Abend bunt. Ich hatte sehr viel Spaß, Vicki hat es sehr gefallen Und es hätte dir sehr gefallen.

Greets from Melli. 


PS: Das unglaubliche Bild von diesen unglaublich coolen Lampen stammt von mir und meinem wundervollen Handy.
PPS: Wer das Buch "The perks of being a wallflower" nicht kennt, dieser Text ist ein bisschen inspiriert von den Briefen die Charlie dort seinem Freund schreibt
PPPS: Alle Bands müsst ihr euch echt mal anhören.


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